Unsere Loge arbeitet als eine von zwei deutschen Logen nach dem sog. „Alt-Englischen Ritual“, das sich vom Ritual, das die meisten deutschen Logen nutzen, erheblich unterscheidet. Es hinterlässt bei Brüdern unserer Loge, aber auch besuchenden Brüdern, immer wieder nachhaltige Wirkung.
Die Freimaurerloge „Zum Spiegel der Wahrheit“ wurde am 18.10.1900 unter dem Dach der „Großen Loge von Hamburg“ gegründet. Ihr gehörten von Anfang an auch jüdische und ausländische Brüder an. Deren Zahlen sind jedoch nicht bekannt, da das Archiv der Loge im Dritten Reich verloren ging. Wie alle anderen deutschen Logen musste sie wahrscheinlich schon 1933, spätestens jedoch 1935 ihre Tätigkeit einstellen.
Die frühzeitige Wiederaufnahme freimaurerischer Betätigung schon 1946 im amerikanischen Sektor Berlins ist dem Einluss des amerikanischen Kriegsgerichtsrats und Freimaurers Harvey Newton Brown (1899-1998) zu verdanken. Er begeisterte die Brüder unserer Loge aus der Vorkriegszeit und neu Hinzukommende für das sog. „Alt-Englische Ritual“ seiner Heimatgroßloge von Rhode Island /USA. Es wird seit 1953 in den Tempelarbeiten unserer Loge in deutscher Sprache genutzt. Wir stehen damit indirekt in der Tradition der schottischen Freimaurerei, die ihre Ursprünge auf Bauhütten des 12. Jahrhunderts zurückführt und schon im 17. Jahrhundert auch Nicht-Steinmetze aufnahm. In England schufen im Juni 1717 vier Logen die erste Großloge in London, von wo die Freimaurerei sich sehr schnell auf der Insel und auf dem Kontinant ausbreitete.
Der Wahlspruch unserer Loge lautet: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Ihr gehören gegenwärtig 27 Brüder im Alter zwischen 37 und 92 Jahren aus verschiedenen Berufsgruppen an. Sie kommen aus Deutschland, aber auch aus Indien, Chile und Polen. Das macht deutlich, dass wir ebenso wie die Gründergeneration weltoffen sind. Suchende wie Brüder aus der ganzen Welt – auch als besuchende Brüder – sind stets willkommen. Bei uns zählen Herzensbildung wie berufspraktische oder akademische Ausbildung gleichermaßen. Wir empfinden die sich daraus ergebende Vielfalt der Meinungen und Erfahrungen, die im Geiste der Toleranz und Brüderlichkeit zum Tragen kommen, als wertvolle Bereicherung.
Unsere Loge gehört der Großloge der Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMVD) an, also der humanitären Ausrichtung der Freimaurerei. Die Loge unterliegt dem deutschen Vereinsrecht. Der jeweilige Vorstand der Loge wird zum Vereinsregister angemeldet.
Wir geben Anstöße für die weitere Entwicklung der eigenen Persönlichkeit („Selbstvervollkommung“). „Aus Männern von gutem Ruf“ sollen noch bessere Menschen werden, die unsere Werte und Ziele teilen und sie in ihrer Familie, ihrem Berufsumfeld und Freundeskreis überzeugend vertreten. Sie sollen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für deren Umsetzung einsetzen. Nur in seltenen Ausnahmefällen nimmt die Loge oder Großloge als Institution zu aktuellen Fragen öffentlich Stellung.
Unsere rituellen Zeremonien in den monatlichen Tempelarbeiten wollen wir nicht zur Routine werden lassen. Die performativen Wechselgespräche, ihre musikalische und kontemplative Elemente machen sie jedes Mal von neuem zu einem besonderen Erlebnis. Für den dafür empfänglichen Bruder entfalten sie eine tiefer gehende Wirkung, die auch seine Haltung im täglichen Leben prägt und trägt. Diese gemeinsame Erfahrung, die in jedem Bruder unterschiedlich nachhallt, soll uns darin bestärken, an uns selbst als Individuum und in der Gemeinschaft mit dem Ziel weiterer Vervollkommnung zu arbeiten. Sie kann mit noch so vielen Worten oder in Filmen nicht vermittelt, sondern muss persönlich erlebt werden – und nur deshalb sprechen wir nicht mit Außenstehenden darüber.
Der Diskurs unter den Brüdern wird bei unseren Treffen durch Vorträge angestoßen. Diese behandeln neben freimaurerischen Themen Probleme unserer Zeit aus den Bereichen: